Pressemitteilung :
Berliner Verein für Deutschen Nachhaltigkeitspreis mit Aufzugsprojekt nominiert
Der Berliner Verein Sozialhelden ist mit seinem Aufzugsprojekt “Elevate” für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Das Projekt sammelt deutschlandweit Echtzeit-Daten zum Funktionsstatus von Aufzügen. Damit soll die Mobilität von Menschen im Alltag erleichtert werden. Bis zum 18. Oktober kann unter www.forschungspreis.de jeder für das Projekt abstimmen.
- Die Sozialhelden sammeln Daten, ob Aufzüge funktionieren oder nicht
- Damit soll der Alltag von Menschen mit Behinderung planbarer werden
- Neben der Nominierung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis arbeiten die Sozialhelden schon an einer Weiterentwicklung des Aufzugsprojekts
- Menschen mit Behinderungen nutzen für ihre mediale Information und Unterhaltung überwiegend das Fernsehen. Laut einer Studie zum Mediennutzungsverhalten von Menschen mit Behinderungen im Auftrag der Medienanstalten und der Aktion Mensch ist das Fernsehen deren Hauptmedium für die gesellschaftliche Teilhabe. Neben Informationen und Nachrichten werden auch Unterhaltungs- und Service-Sendungen gerne angeschaut, um “mitreden” und teilhaben zu können.
Wer mit einem schweren Koffer, Fahrrad oder Kinderwagen unterwegs ist, freut sich darüber, wenn ein Aufzug am Bahnhof vorhanden ist und noch mehr, wenn der dann auch gerade in Betrieb ist. Denn es ist ärgerlich, wenn in dieser Situation der Fahrstuhl außer Betrieb ist. Noch umständlicher bzw. nahezu unmöglich wird das Weiterkommen, wenn man auf einen Rollstuhl angewiesen ist und der Aufzug die einzige Option ist – dann sind Vorab-Meldungen über den Zustand eines Aufzuges Gold wert.
Schon vor einigen Jahren hat der Berliner Verein Sozialhelden daher das Projekt “BrokenLifts.org” in Berlin ins Leben gerufen. Das Team um den Aktivisten und Rollstuhlfahrer Raul Krauthausen hat gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der S-Bahn Berlin und den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) eine Übersichtsseite online gestellt, die über aktuelle Aufzugsstörungen informiert.
“Wenn man auf den Rollstuhl und den ÖPNV angewiesen ist, dann sind funktionierende Aufzüge ein Muss und wenn dann mal einer ausfällt, muss ich rechtzeitig informiert sein, um mir Alternativen zu überlegen oder ich komme im schlimmsten Fall an einem Bahnhof nicht mehr weiter”, erklärt Krauthausen die Idee hinter Brokenlifts.org
Dass nicht nur Raul Krauthausen dieses Problem hat, zeigt die Resonanz auf BrokenLifts.org, die Seite wird täglich von mehreren tausend Menschen besucht und gewann 2016 den Deutschen Mobilitätspreis. “Für uns war das eine Motivation, das Projekt auszuweiten und noch mehr Daten von Aufzügen außerhalb von Berlin und Brandenburg zu bekommen,” sagt Krauthausen.
Mit einer Förderung durch den mFUND vom Bundesministerium für Verkehr und digitaler Infrastruktur (BMVI) starteten die Sozialhelden 2017 das Projekt “Elevate”. “Wir wollten in einem ersten Schritt schauen, wie digital Aufzüge in Deutschland sind und ob wir die Informationen, ob ein Fahrstuhl gerade funktioniert, nutzen können”, beschreibt Projektleiter Jonas Deister das erste Projektvorhaben von “Elevate”.
In den letzten zwei Jahren hat der Berliner Verein verschiedene Daten von Verkehrsverbünden und deren Aufzügen zur Verfügung gestellt bekommen und bündelt diese Informationen auf der Online-Karte für rolltuhlgerechte Orte “Wheelmap.org”.
“Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich weit verschiedene Verkehrsunternehmen in Bezug auf ihre Aufzugsdaten sind. Vor allem die Deutsche Bahn, aber auch die Kölner Verkehrs-Betriebe, der Hamburger Verkehrsverbund und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr waren bereits sehr weit in der Digitalisierung ihrer Aufzüge und der Zurverfügungstellung ihrer Daten für das Gemeinwohl. In anderen Städten sind die Aufzüge teilweise noch gar nicht digitalisiert oder die Betreiber wehren sich, die Daten frei und unter einer offenen Lizenz zur verfügung zu stellen.”, erläutert Deister.
Aktuell sind 3.331 Aufzüge auf Wheelmap.org zu finden und wer beispielsweise auf dem Weg nach München ist, kann am Hauptbahnhof sehen, ob die Aufzüge und auch Rolltreppen zum Bahnsteig gerade funktionieren.
Für ihren Einsatz, die diversen Datenquellen zu erschließen und zusammenzuführen, neue Standards zu entwickeln und für ihre konstruktive Zusammenarbeit mit diversen Stakeholdern wie dem Aufzughersteller Schindler wurden die Sozialhelden für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert: “Das Projekt hilft, ein Bewusstsein für die elementare Wichtigkeit von Aufzügen im Alltag mobilitätseingeschränkter Reisender bei Verkehrsunternehmen, Mitbürger/innen sowie Aufzugsherstellern zu schaffen. Insbesondere die Möglichkeit, in Echtzeit über das Vorhandensein und die Funktionsfähigkeit von Aufzügen informiert zu werden, schafft große Vorteile für die Planung und den reibungslosen Ablauf von Reisen. Mit seinem innovativen Ansatz erzielt das Projekt einen herausragenden Mehrwert in puncto Inklusion ebenso wie für die Mobilität der Zukunft”, heißt es in der Jurybegründung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Bis zum 18. Oktober 2019 kann in einem öffentlichen Online-Voting für das Projekt Elevate über www.forschungspreis.de abgestimmt werden.
Für die Sozialhelden hört die Reise bei der Frage nach funktionierenden Aufzügen im öffentlichen Personennah- und Fernverkehr nicht auf: Bei dem neuen Projekt “Elevate Delta” arbeitet der Berliner Verein gemeinsam mit der ubirch GmbH an der weiteren Digitalisierung: genauer gesagt an einem Sensor für Aufzüge, der automatisch funkt, wenn der Fahrstuhl defekt ist und diese Daten stehen dann offen zur Verfügung. Damit sollen kostengünstig ältere Aufzüge nachgerüstet werden – und zwar nicht nur an Bahnhöfen, sondern auch in Hotels, Einkaufszentren, Veranstaltungsorten, Bildungseinrichtungen uvm. Auch an diesen öffentlich zugänglichen Orten können alle davon profitieren, wenn bekannt ist, ob der Aufzug gerade fährt oder außer Betrieb ist. Das Ziel dabei ist es auch, barrierefreie Routingdienste zu ermöglichen.
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist die nationale Auszeichnung für Spitzenleistungen der Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Kommunen und Forschung. Mit sieben Wettbewerben, über 800 Bewerbern und 2.000 Gästen zu den Veranstaltungen ist der Preis der größte seiner Art in Europa. Die Auszeichnung wird vergeben von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. Rahmen für die Verleihung ist der Deutsche Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf, die meistbesuchte jährliche Kommunikationsplattform zu den Themen nachhaltiger Entwicklung.
Mit der Forschungsinitiative mFUND (Modernitätsfonds) fördert das BMVI seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um digitale datenbasierte Anwendungen für die Mobilität 4.0. Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie den Zugang zum Datenportal mCLOUD.
Pressekontakt:
Jonas Deister, Geschäftsführer Sozialhelden e.V., Projektleiter Elevate
E-Mail: [email protected] | Tel.: 030-24301-1912