Wie eine Frage unsere Welt veränderte

Seit bereits 10 Jahren wird Sozialhelden e.V. von Scout24 unterstützt. Geschäftsführer Jonas Deister berichtet, was dieses Engagement für den Verein bedeutet, wie es überhaupt dazu kam und was sich andere Unternehmen davon abgucken sollten.

Portrait von Raul mit dme Zitat Ich bin bei UpdateDeutschland dabei, weil Inklusion und Barrierefreiheit Teil einer jeden Smart City sein sollte
Raul Krauthausen und Jonas Deister. Foto: Andi Weiland, Sozialhelden e.V.

Rückblick: Raul und ich besuchten 2011 die DLD in München. Er war gerade frischer Ashoka-Fellow. Wenn Raul auf der Konferenz mal jemandem mit seinem Rollstuhl über den Fuß fuhr, war das nicht immer ein Versehen, sondern Kalkül mit höheren Absichten. In unserem internen Duell des Visitenkarten-Sammelns hatte er jedenfalls ganz klar die Nase vorn. 

Die Stunde von Rauls großem Auftritt kam näher. Er sollte in einem kleineren Veranstaltungsraum über Wheelmap.org referieren. Damals steckte unser Projekt noch in den Kinderschuhen und hatte lediglich 30.000 Ortseinträge. Aber immerhin war schon alles auf Klingonisch übersetzt. Sein Vortrag war grandios, das wusste ich trotz meiner Voreingenommenheit. Und das zeigte sich auch in den neugierigen Gesichtern der Zuhörer*innen, die gebannt an Rauls Lippen hingen. Und obwohl zeitgleich Googles CEO Eric Schmidt auf der Hauptbühne auftrat, war der Raum sehr gut gefüllt. 

Eine der Personen, die nach Rauls Vortrag auf uns zukam, war Martin Enderle. Der damalige CEO von Scout24 lobte unsere Arbeit und fragte unvermittelt, wie er uns unterstützen könne. Auf die beste Frage, die man einer Organisation wie den Sozialheld*innen stellen kann (“Was braucht ihr?”), wussten wir schnell eine Antwort: Ein Büro! 

Denn damals arbeiteten wir vorwiegend in Waschsalons, in der Berliner Ringbahn, der Büroabteilung von IKEA und in anderen ungewöhnlichen Orten. Das war zwar cool, aber nicht dauerhaft praktisch. Zudem hatte sich eine Designstudentin aus Konstanz für ein Praktikum bei uns in Berlin beworben. Da wir ihr bereits zugesagt hatten, hielten wir es für eine gute Idee, uns eine feste Anlaufstelle zu schaffen.

Das Büro, das wir kostenlos in der Andreasstraße 10 am Berliner Ostbahnhof bei Scout24 beziehen konnten, änderte für uns alles. Auf einmal traf sich der damals noch nahezu komplett ehrenamtliche Kreis weniger Sozialheld*innen regelmäßig. Wir begannen, erstmals Strategien und Pläne zu erarbeiten, Gäste zu empfangen, gemeinsam in Sprints zu arbeiten. Wir organisierten uns besser und wurden so produktiver und professioneller. Das war nur möglich dank dieser neuen festen Anlaufstelle und der übrigen Strukturen vor Ort, die wir beliebig mitnutzen durften.

Aber auch mit den 800 Mitarbeiter*innen von Scout24 machte es etwas, dass wir nun vor Ort waren. Rollstuhlfahrer*innen oder Angestellte mit sichtbaren Behinderungen gab es damals in dem Unternehmen noch nicht. Raul und weitere später dazugekommene Kolleg*innen mit und ohne Behinderung veränderten die Unternehmenskultur und das Bewusstsein für Bedürfnisse, die außerhalb der gewohnten Norm lagen. Mit diesem neuen Mindset ausgestattet, machte sich Scout24 unter anderem daran, das eigene Produkt auch für mobilitätseingeschränkte Menschen zu verbessern. Seit vielen Jahren bereits kann man beispielsweise nach “stufenlos zugänglichen” Wohnungen suchen oder die Wheelmap Daten direkt im Wohnumfeld anzeigen lassen, damit man sieht, wie rollstuhlgerecht (oder auch kinderwagengerecht etc.) die Umgebung ist.

Die Förderung durch Scout24 entwickelte sich stetig fort. Jährliche Spenden gehören genauso dazu wie die kontinuierliche Unterstützung durch die Lohnbuchhaltung, die Bereitstellung technischer Geräte durch die IT, regelmäßige Unterstützung durch das Backoffice sowie vieler weiterer Bereiche. Erst vor wenigen Monaten zogen wir gemeinsam in das neu errichtete, nachhaltige EDGE Central Gebäude direkt neben dem Berliner Hauptbahnhof. Heute arbeiten 25 Mitarbeiter*innen für unseren Verein und alle freuen sich darauf, sich bald wieder in unserer neuen Wirkstätte begegnen zu können.

10 Jahre lang dauert diese Unterstützung bereits an. Scout24 ist unser Hauptförderer und verlässlichster Partner an unserer Seite. Ein so nachhaltiger Support wie dieser ist alles andere als selbstverständlich. Obwohl sich innerhalb der Führung immer wieder Veränderungen ergaben und sich das Unternehmen vom Startup zum börsennotierten Unternehmen entwickelte, stand man bedingungslos hinter uns.

Wenn ein Team wie die Sozialheld*innen wirklich erfolgreich wirken und gesellschaftliche Mehrwerte schaffen möchte, braucht es solche verlässlichen Akteure. Viel zu oft werden an Förderungen Bedingungen geknüpft, die vom eigentlichen Kernvorhaben ablenken. Das beobachten wir oft genug bei anderen Organisationen. 

Dieser Beitrag ist eine große Danksagung an Scout24 und all seinen Mitarbeiter*innen. Dieser Beitrag ist aber auch ein Aufruf an andere Unternehmen, Engagement klar an den Bedürfnissen der unterstützten Organisationen auszurichten und eigene Interessen im Rahmen von Corporate Social Responsibility zurückzustellen. “Was braucht ihr?” ist die Frage, die für uns alles veränderte. Dank der gegenseitigen Ausdauer sind wir heute in der Lage, die Welt Stück für Stück zu einem besseren Ort zu machen.

Unterstützen Sie Initiativen in Ihrer Region. Sollten Sie auch Sozialhelden e.V. fördern wollen, schreiben Sie gern an [email protected] oder spenden Sie direkt. Wir freuen uns über weitere Förderheld*innen!

Kontakt:

Sozialhelden e.V., Jonas Deister, Tel.: 030-24301-1912, E-Mail: [email protected]