Foto von Sven Papenbrock. Er steht mit seinem Rollstuhl vor einer Leinwand. Er ist gerade dabei, etwas zu erzählen. Um ihn herum sitzen weitere Menschen, die im aufmerksam zuhören.

Sven Papenbrock gibt Empowerment-Workshops für Beschäftigte in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen.

Sven Papenbrock gab mit seinen beiden Kolleginnen vom Sozialhelden e.V.  den ersten Empowerment-Workshop in einer Berliner Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen. 

Ich bin aufgeregt und ein bisschen spät dran. Im Auftrag der Sozialheld*innen bin ich auf dem Weg zu unserem ersten Empowerment-Workshop in einer Berliner Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Ich sitze im Rollstuhl und habe selbst einmal in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) gearbeitet. Jetzt gebe ich zum ersten Mal einen Workshop in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. 

Wir wollen darüber aufklären, was die Beschäftigten für Möglichkeiten und Rechte haben, wenn sie aus der Werkstatt für behinderte Menschen raus möchten. Diese Aufklärung für die Mitarbeitenden findet im Rahmen von “24 gute Taten” statt. Hinter dem Verein “24 gute Taten” steckt ein Spenden-Adventskalender, mit dessen Kauf man 24 verschiedene soziale Projekte unterstützt und eins davon ist das Projekt JOBinklusive von den Sozialheld*innen, für das ich arbeite. Nachdem ich etwas abgehetzt den Raum gefunden habe, kann es endlich losgehen. 

Von der Werkstatt zur Aufklärungsarbeit

Wir stellen uns vor und berichten, was die Sozialheld*innen für Projekte haben. Danach fragen wir die Beschäftigten, wie sie heißen und was ihre Aufgaben in der Werkstatt für behinderte Menschen sind. Dann erzähle ich, wie ich aus einer Werkstatt für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gekommen bin und wie schwierig das war. Eine der Teilnehmenden sagt, dass es erstaunlich ist, dass ich nach 13 Jahren in der Werkstatt andere Beschäftigte darüber aufkläre, was sie für Rechte haben. Von vielen Sachen, von denen ich den Beschäftigten berichte, wussten sie noch nichts. Das macht mich traurig und wütend. 

Nach der Mittagspause teilten wir die Teilnehmenden in vier verschiedene Kleingruppen auf.  Sie sollten überlegen, wo sie schonmal Rechte eingefordert haben oder was für Rechte sie kennen. Diese Aufgabe war für die Teilnehmenden etwas kompliziert und wir mussten erst an alle vier Tische fahren oder gehen, um die Gespräche anzukurbeln. Erst dann funktionierte die Kommunikation zwischen den Werkstattbeschäftigten und sie hatten sehr gute Ideen. Allerdings hatten sie vor unserem Workshop von diesem Thema noch nicht so viel gehört. Deshalb brachte ich meine eigenen Erfahrungen mit in die Kleingruppen. 

Die Teilnehmenden erzählten von der Möglichkeit, mit dem Werkstattrat zu reden, wenn es Probleme gibt. Sie brachten auch noch die Idee ein, dass man an Demonstrationen teilnehmen könnte. Zum Beispiel die Demonstration am “Europäischen Protesttag für Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen” am 5. Mai. Sie sagten außerdem, dass es die Möglichkeit gibt, einen gesetzlichen Betreuer in Anspruch zu nehmen. 

Ich brachte ein, dass man einen kostenlosen Rechtsbeistand in Anspruch nehmen kann, wenn man mal ein Problem mit dem Gesetz bekommt. Ich erzählte auch von unabhängigen Beratungsstellen, wie der EUTB. Darüber hinaus kann man sich an verschiedene Peer Berater*innen wenden. Dort beraten Menschen mit Behinderung andere Menschen mit Behinderung auf Augenhöhe. Mögliche Themen sind dabei Wohnen, Teilhabe, Diskriminierung von Frauen und die Themen Sucht und Gewalt. 

Wunsch nach Selbstbestimmung und Gerechtigkeit

Zum Abschluss des Workshops fragten wir die Beschäftigten, ob sie noch Wünsche an die Sozialheld*innen oder auch an die Politik haben. Sie sagten, dass sie Wünsche haben. Zum Beispiel, dass die Politik die Betreiber*innen von Werkstätten für behinderte Menschen verpflichten sollte, den Mindestlohn in allen Werkstätten einzuführen und dass den Menschen in Fördergruppen für ihre Arbeit ein Taschengeld gezahlt werden soll. Ein weiterer Wunsch der Beschäftigten war, dass die Sozialarbeiter*innen und Gruppenleiter*innen sie besser darüber informieren sollen, was sie für Rechte haben. Sie könnten sie auch noch darüber informieren, was die Beschäftigten auf dem ersten Arbeitsmarkt für Ausbildungsmöglichkeiten haben. Die Beschäftigten hatten auch noch den Wunsch an die Politik, dass sie mehr Ausbildungsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung schaffen. Außerdem sollen Unternehmen und Betriebe mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung einrichten und diese angemessen bezahlen. Als letzten Vorschlag hatten die Beschäftigten, dass man den Eltern von Schulabgänger*innen mit Behinderung die Möglichkeit geben sollte, sich im Vorfeld über Alternativen zur Werkstatt für behinderte Menschen zu informieren.

Am Ende des Workshops kam ein Beschäftigter zu meiner Kollegin und entschuldigte sich, dass er sich am Workshop nicht so viel beteiligt hat. Das läge nur daran, dass er so schüchtern ist. Aber trotzdem habe er viele neue Erkenntnisse aus dem Workshop mitgenommen und bedankte sich dafür.

Ich verlasse am Ende unseren Workshop und bin über das Ergebnis, das ich mit meinen Kolleg*innen geschafft habe, total glücklich. Denn ich konnte den Beschäftigten sehr viel Neues über ihre Rechte vermitteln und sie in ihren eigenen Vorstellungen ermutigen. Dieser Workshop war ein voller Erfolg und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten.

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